Zu einem schönen Lächeln gehören nicht nur blitzblank gepflegte Zähne sondern auch gesundes Zahnfleisch. Es ist idealerweise straff und blassrosa. Und wenn dem nicht so ist, kann man dafür einiges tun. Neuester Trend aus den USA: Gum bleaching – Zahnfleisch Bleaching.
Die Düsseldorfer Zahnärztin Dr. Beate Jürgens hat mit Ihrer Familie einige Jahre in Kalifornien gelebt und gearbeitet, da sie dort als Zahnärztin ebenfalls ihre Zulassung erlangt hat. Sie ist nach wie vor ist im regen Austausch mit den amerikanischen Kollegen, die Zahnfleisch Bleaching schon seit längerem anwenden. Sie erklärt wie das funktioniert und was es zu beachten gibt.
Dr. Jürgens: „Einige Menschen haben genetisch bedingt unterschiedliches dickes und/oder pigmentiertes Zahnfleisch. Das Verhältnis zwischen weißem (Zähne) und rotem (Zahnfleisch) Gewebe ist beim ersten Lachen automatisch der Blickfang. Ist ein Zuviel an Zahnfleisch vorhanden – ein sogenanntes ‚gummy smile’ oder ist das Zahnfleisch dunkel verfärbt kommt es bei den Betroffenen oft zu einem ästhetischen Missempfinden beziehungsweise zu einer Unsicherheit beim Lachen.“ Etwa seit einem halben Jahr beobachtet Dr. Jürgens auch bei uns den Trend zum „gum bleaching“ – dem Zahnfleisch bleichen.
Rosige Zeiten: Zahnfleisch Bleaching
Die ambitionierte Zahnmedizinerin macht deutlich: „Es kommt bei der Bleich-Behandlung natürlich darauf an, warum das Zahnfleisch verfärbt ist.“ Natürliche Pigmentierungen mit Melanin seien beispielsweise bei dunkelhäutigen Menschen die Regel. Da helfe eine Bleichbehandlung im Sinne einer Dermabrasion mit einem speziell entwickelten Gel zur schonenden Abtragung der obersten Schleimhautschichten und somit auch der Pigmentierungen.
„Manchmal stammen die dunklen Flecken auf dem Zahnfleisch von Amalgam-Füllungen, die sich in minimaler Form beispielsweise bei einer Wurzelspitzen-Behandlungen ins Zahnfleisch absetzen können“, erklärt sie weiter. Diese sitzen tiefer und müssten zumeist chirurgisch entfernt werden. Und damit nicht genug! Es gibt darüber hinaus mittlerweile auch beabsichtigte Tätowierungen in der Mundhöhle. Jürgens vermutet: „Wahrscheinlich kommt – genau wie in der Dermatologie auch – eine wachsende Zahl an Patienten auf uns zu, die sich später die Tätowierung im Zahnfleisch wieder entfernen lassen wollen.“
Verfärbungen am Zahnfleisch richtig behandeln
Als Behandlungsmethode empfiehlt Dr. Jürgens entweder eine Lasertherapie oder eine Mikrodermabrasion: „Dabei wird die oberste Hautschicht, das sogenannte Epithel, mit einem speziellen Peeling-Gerät sanft abgetragen.“ Bei einer Verfärbung durch eine alte Amalgam-Füllung sei es zunächst sinnvoll der Zahn zu sanieren, bevor man sich um die Zahnfleischverfärbung kümmere. Die Amalgamtätowierung ist, so berichten auch Fachmedien, eine gutartige und abgesehen vom kosmetischen Aspekt, symptomlose Veränderung der Mundschleimhaut. Es seien noch keine Fälle von einer toxischen Wirkung bekannt und es bedürfe deshalb auch nicht notwendigerweise einer Therapie. Betroffen von diesen unschönen dunklen, meist gräulich schimmernden Flecken im Zahnfleisch seien nicht einmal zehn Prozent der Erwachsenen. Eine Gewebeentnahme oder chirurgische Entfernung mit anschließender histologischer Untersuchung könne jedoch dann indiziert sein, wenn es darum gehe, maligne (also bösartige) Formen der Zahnfleischverfärbung auszuschließen. Die Amalgam-Tätowierungen lassen sich allgemein, so Dr. Jürgens, problemlos entfernen.
Zahnfleisch Tattoos
Eine wesentlich größere Herausforderung ist das Entfernen von Tätowierungen, die mittels Farbpistole (wie ein gewöhnliches Tattoo) in die Mundschleimhaut gestochen wurden. Der Musikexpress berichtete unlängst beispielsweise über einen Body-Modification-Künstler aus Melbourne, der einem Kunden das komplette Zahnfleisch schwarz färbte. „Das ist wirklich extrem! Und ob das schön ist, ist Geschmacksache. Aber gerade bei jungen Menschen kann sich der Geschmack im Laufe der Zeit ändern,“ weiß Dr. Beate Jürgens. Und weiter: „Dann ist der Jammer groß und es ist schmerzhaft und teuer, die Zahnfleischtätowierung wieder rückgängig zu machen.“ Mitunter werde für das Stechen von Zahnfleisch-Tätowierungen, so Jürgens, Lebensmittelfarbe verwendet: „Damit hat man dann zumindest eine kleine Chance, dass das Tattoo von alleine verblasst.“ Das hänge davon ab, in welcher Tiefe die Farbe eingestochen wurde.
Alarmstufe rot!
Das größte Problem mit unschönem Zahnfleisch sieht Dr. Jürgens, die erste deutsche Spezialistin für Ästhetik und Funktion in der Zahnmedizin (DGÄZ), allerdings nach wie vor bei mangelnder Mundhygiene und die Folgen daraus. Entzündetes, gerötetes und blutiges Zahnfleisch sieht einfach krank und hässlich aus. Zudem „verschwindet“ es unkontrolliert und hinterlässt freiliegende Zahnwurzeln. „Hier ist wirklich Alarmstufe rot! Gerade vor wenigen Tagen erst hat die Zahnärztekammer bestätigt, dass immer noch 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland an Parodontitis (Knochenbettentzündung um die Zähne) erkranken.“
Die Krankheit ist die Weiterentwicklung aus einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung), die anfänglich harmlos und schnell regenerierbar ist, indem jeder zusätzlich zur Zahnbürste für die Zahnzwischenräume weitere Hilfsmittel wie z.B. Zahnseide oder Interdentalbürstchen verwendet. „Werden die Zahnfleischtaschen tiefer, wird es immer schwieriger, den Bereich sauber zu halten. Da haben die Bakterien leider leichtes Spiel“, berichtet Dr. Jürgens. Dieser tiefgreifende Entzündungsprozess setze meinst ab dem 40. Lebensjahr ein und führe im schlimmsten Falle zu Knochenrückgang und Zahnverlust. Aber auch zu weiteren schlechten Einflüssen auf die gesamte körperliche Gesundheit.
Profi Behandlung
Sie bedauert: „Leider ist die Ergänzung der oft nur mangelhaften häuslichen Mundhygiene durch professionelle Mundhygiene in der Zahnarztpraxis keine gesetzliche Krankenkassenleistung. Obwohl weltweite Studien beweisen, dass individuelle Vorsorge zu besserer Mundgesundheit führt. Würden wir von Lebensbeginn an alle drei Monate zur professionellen Zahnreinigung (PZR) gehen, wie beispielsweise in den skandinavischen Ländern, wäre die Zahl der Erkrankungen an Karies und Parodontitis sicher rückläufig.“ Fazit: Lieber mal auf ein Paar Schuhe verzichten und sich pro Quartal einen Termin für eine PZR gönnen…
Text: Bettina Sewald
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