Mit der Schönheit ist es wie mit vielen Dingen: Jeder hat eine Meinung dazu. Während viele sich genauso gut finden, wie Mutter Natur sie gemacht hat und zu ihren kleinen Makeln stehen, möchten andere sich gerne professionell verschönern oder zumindest während des Alterungsprozesses begleiten lassen. Selbstoptimierung oder Schönheitswahn?
Die eigene Attraktivität und Sicht auf sich selbst bleibt immer eine subjektive Angelegenheit. Dr. Sonja Sattler greift mit der Rosenpark Klinik auf über 23 Jahre Erfahrung in der Ästhetischen Medizin zurück und setzt sich täglich gemeinsam mit ihren Patientinnen und Patienten mit dem Thema Attraktivität, Schönheit, Selbstzufriedenheit, aber auch übersteigerten Vorstellungen von Selbstoptimierung auseinander. Dazu mehr im Video-Interview.
Schönheit ist käuflich geworden: der perfekte Mund, der perfekte Busen – was sind die Gründe für Selbstoptimierung?
Wir sehen Patientinnen, die sich dramatisch verändern wollen mit zahlreichen Operationen wie Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen, Nasenkorrekturen, Ohren anlegen und Gesicht unnatürlich aufspritzen, Gott sei Dank sehr selten.
Der Großteil unserer Patienten kommt wegen kleinen Veränderungen bzw. wegen einem genetischen Defizit und empfinden sie sich deshalb als nicht schön. Es stört z.B. eine ausgeprägte Reithose oder eine nicht oder kaum existente Brust. Das sind die Patienten, die sich verändern, aber dabei sie selbst bleiben möchten.
Wo sind die Grenzen beim Thema Selbstoptimierung?
Heute ist es trendy eine voluminöse Lippe zu haben, denn schmal ist out. Wenn man von Natur aus eine sehr schmale Lippe hat, können wir Ärzte diese nicht innerhalb von nur einer Behandlung zu einer natürlich aussehenden großen Lippe machen, das Ergebnis würde immer unnatürlich aussehen, weil sich das Gewebe erst einmal dehnen muss.
Man benötigt also mehrere Sitzungen, um das Ergebnis natürlich aussehen zu lassen. Hinzu kommt, dass die Größe, die Breite des Mundes, egal wieviel Material sie in die Lippe injizieren, nicht verändern können. Das Ergebnis wäre dann eher grotesk. Deshalb denke ich Beyond Beautiful ist ein schwieriges Thema.
Wodurch ist der Trend entstanden?
Durch die Selfie Generation. Da sieht man Vorbilder hat von angesagten Influencern und Celebrities, denen man nacheifert und ich kann Ihnen sagen, dass das so gut wie nie klappt. Diese Patientenwünsche unterstützen wir bei uns in der Klinik nicht gerne.
Welche Rolle spielen die sozialen Medien beim Thema Selbstoptimierung?
Soziale Medien werden als Druck empfunden vor allem bei der jüngeren Generation. Es geht darum, auf Fotos möglichst optimal auszusehen und zwar in 3-D, d.h. von allen Seiten. Ich denke, wenn man als Arzt erfahren genug ist, kann man auch diese Patienten gut behandeln. Und zwar so, dass sie sich nicht in ihrem ICH verändern.
Die Gruppe der Patienten, die sich wirklich massiv verändern wollen, gibt es natürlich auch. Da geht es auf ärztlicher Seite darum, diese Wünsche zu sortieren und sicherlich auch mal auf die Bremse zu treten, wenn jemand zu viel möchte.