“Silent inflamations” sind nicht nur für unsere Gesundheit eine Gefahr. Sie lassen uns auch schneller alt aussehen. Das Problem von “stillen Entzündungen” und Inflamm-Aging kommt immer häufiger vor. Wie aber kommt es überhaupt dazu?
Nicht ohne Grund gelten „silent inflammations“ als zeitgenössische Zivilisationskrankheit. „Chronische Entzündungen sind viel häufiger als angenommen und mitverantwortlich für eine Vielzahl der zunehmenden Krankheitsbilder unserer Gesellschaft“, erklärt der Internist und Spezialist für Biologische Medizin Dr. Jochen Henn, der sich über die teils dramatische Zunahme der entzündungsbedingten Symptome erschrocken zeigt. Was tun gegen Inflamm-Aging?
Der westliche, konsumorientierte Lebensstil trägt sein Übriges zur Förderung der Entzündungsherde bei. Durch in Lebens- und Konsummitteln enthaltene Giftstoffe verlieren viele Menschen ihre Immuntoleranz, was zur gefährlichen Immunaktivierung und sodann zur chronischen Entzündung führen kann. Inflamm-Aging ist eine Folge.
Von Kunststoffen, Bioziden, Lösungsmitteln, Weichmachern über Metalle, Nikotin, Alkohol bis hin zu Aromastoffen und Geschmacksverstärkern, die Liste der Toxine ist lang. Nicht zu unterschätzen ist zudem der Faktor Stress, denn auch langanhaltende psychische Belastung kann chronische Entzündungen fördern. Auch Elektrosmog kann schädlich sein.
Inflamm-Aging durch Stess
Um sicherzustellen, ob hinter chronischen Erkrankungen auch wirklich chronische Entzündungen stecken, helfen Laboruntersuchungen: Durch Biomarker, also messbare Parameter für biologische Prozesse des Körpers, lassen sich, wie zum Beispiel beim metabolischen Syndrom (eine Bezeichnung für unterschiedliche Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems), erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins nachweisen. Auch im Urin, im ausgehustetem Sekret der Atemwegsschleimhaut oder in Atemexhalaten können viele weitere Entzündungsmarker entdeckt werden. Eine genaue medizinische Abklärung sei wichtig, beteuert Dr. Henn.
Um die Gefahr der verborgenen Entzündungen, des Inflamm-Aging zu bannen, bietet sich vor allem eines an: Ein gesunder Lebensstil, denn insbesondere Ernährung und Bewegung minimieren das Risiko solcher chronisch entzündlicher Erkrankungen und helfen gegen Inflamm-Aging. „Es gibt viele antientzündliche Maßnahmen, die relativ leicht in den Alltag zu integrieren sind“, versichert Dr. Henn. Selbst wer also genug vom Trend-Lifestyle „Detox“ hat, sollte diesem unter dem Gesichtspunkt „silent inflammation“ noch eine Chance geben, immerhin ist die Entscheidung für giftfreie Lebensmittel und schadstoffunbelastete Kosmetika ein wichtiger – nicht zuletzt lebenswichtiger – Schritt zur Gesundheit und zum Wohlbefinden.
Ausdauersport senkt – und dies ist die gute Nachricht – das Risiko für Inflamm-Aging sogar schon nach wenigen Wochen. Zudem kann man sich etwas Gutes tun, indem man Lebensmittel zu sich nimmt, die hohe entzündungshemmende Wirkstoffe, sogenannte Polyphenole, beinhalten. Diese kommen zum Beispiel in Brokkoli, Äpfeln, Ingwer, Erdnüssen oder roten Trauben vor und wirken nicht nur antiinflammatorisch, sondern hemmen auch das Wachstum von Krebszellen und schützen gegen freie Radikale. Besonders gut sind außerdem ungesättigte Omega-3-Fettsäuren, die zum Beispiel in Fisch vorkommen vor allem aber als hochwertiges Fischöl eingenommen werden sollten. Kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Zucker oder Weißmehl, die den Blutzuckerspiegel rasch in die Höhe schnellen lassen und damit einen hohen glykämischen Index besitzen, sollten hingegen gemieden werden. Eine schlanke Figur ist also nicht nur ästhetisch schön, sondern auch gesundheitlich sinnvoll: Das Fettgewebe wirkt wie ein permanenter, schädlicher Entzündungskörper.
Sport gegen Inflamm-Aging
Dr. Henn betont, dass zu den therapeutischen Maßnahmen zum Stressmanagement neben Ernährung und Bewegung unbedingt auch wie Entspannungsübungen, Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation, Meditation oder Achtsamkeitsübungen. Deren Wirkungen auf das vegetative Nervensystem und die Neurostressachse seien, so der Arzt, bewiesen.
Das Problem der schwelenden Entzündungsherde rückt auch immer mehr in den Fokus der Anti-Aging-Forschung: Die Frage, ob Altern ein Entzündungsprozess ist, wird inzwischen medizinisch intensiv unter dem Begriff „inflamm aging“ diskutiert. Im Alter werden vermehrt proinflammatorische Zytokine, also entzündungsfördernde Gewebshormone, ausgeschüttet.
Der Zusammenhang von Alterungsprozessen und Entzündungen scheint also auf der Hand zu liegen – auch was die Entstehung von Falten angeht. „Die Haut ist ein guter Spiegel der Entzündungsparameter“, erläutert Dr. Henn. Denn permanente Entzündungsprozesse stressen die Haut, sie beschleunigen den Kollagenabbau und verursachen Mikronarben, was zur Faltenbildung, aber auch zu Rötungen, Irritationen, Elastizitätsverlust und fahlem Teint führt. Auch hiergegen hilft der Schutz vor schädlichen Umwelteinflüssen und insbesondere eine bewusste Ernährung. Ein altes Sprichwort bewahrheitet sich also im Kontext von Beauty und Inflamm-Aging: Wahre Schönheit kommt tatsächlich von innen.