Neurowissenschaften liegen im Trend. Egal ob man Mönche ins Labor schickt, um den Effekt der Meditation zu erforschen oder ob man das Geheimnis der Empathie mit Spiegelneuronen lüftet, ein genauer Blick auf unser Nervensystem lohnt sich – auch in der Kosmetik. Beginnt damit eine neue Pflegeära?
Ich bin Literaturwissenschaftlerin. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mich im Rahmen meiner akademischen Ausbildung mit einer Naturwissenschaft befassen musste, war also mehr als gering. Doch es passierte. Denn die Neurowissenschaften halten derzeit überall Einzug, eben auch in die Germanistik, wo man auf einmal erklären kann, dass wir durch Erzählungen Mitgefühl generieren können (das nennt sich dann narrative Empathie). Und die Neurowissenschaften sind nun auch im Beauty-Bereich jener Mehrwert, auf den wir lange genug warten mussten. Denn ja: Haut und Gehirn gehören zusammen. Das hat Shiseido für sich entdeckt und gemeinsam mit dem Massachusetts General Hospital sowie dem Harvard Cutaneous Biology Research Center entschlüsselt. Liegt in den Forschungs-Ergebnissen eine neue Dimension der Hautpflege?
Prinzipiell erforscht die Neurowissenschaft, wie unser Nervensystem funktioniert. Dieses ist hochkomplex und mit 800.000 Sinnesrezeptoren das wichtigste Kommunikationssystem unseres Körpers. Unsere Haut „spricht“ sozusagen mit unserem Gehirn und genau dies nutzt nun die Pflegelinie Essential Energy von Shiseido. Allerdings, so hat die Forschung ergeben, ist die durch Umwelteinflüsse und Stress überforderte Haut nicht mehr in der Lage, alle Informationen aufzunehmen und darauf zu reagieren. Dabei geht nicht nur die reine Anzahl der Sensoren zurück, sie sind auch weniger reaktionsfreudig.
Unterbrochene Kommunikation
Gleichzeitig werden auch die Nervenfasern, die für die Übertragung von Botschaften an das Gehirn zuständig sind, langsamer. Die Folge: die Verbindung zwischen Gehirn und Haut wird unterbrochen. Die Botschaften kommen nicht mehr an, die Haut verliert ihre Reaktionsfähigkeit und kann die benutzte Pflege nicht aufnehmen.
„Die von uns entwickelte ‚ReNeura-Technologie’ hilft der Haut, die Kommunikation mit dem Nervensystem zu verbessern“, sagt Dr. Nathalie Broussard, Shiseido Scientific Communication Manager. Die Haut, so erklärt sie weiter, werde dadurch empfänglicher für Pflegeprodukte und kann die aktiven Wirkstoffe besser nutzen. Nur durch Berührung können biologische Vorgänge aktiviert werden. Schönheit durch Streicheln also? Klingt gut. Aber wie genau kann das funktionieren? Ich werde testen. Der Bericht dazu ist am 23.4. online!
Text: Dr. Daniela Otto
Aufmacherfoto: iStock.com/chombosan