Endlich sorglos nach dem Wunsch-Kleid greifen, ohne lästige Shapeware darunter anziehen zu müssen, um ungewollte Röllchen oder Lovehandles optisch in den Griff zu bekommen? Wie häufig haben wir uns schon über uns und unsere Selbstkritik geärgert – und über unsere Problemzonen?! Beim Googeln nach Problemzonenbeseitigung oder „Fett weg“-Methoden stößt man immer wieder auf das Thema Fettabsaugung, medizinisch Liposuktion genannt.
Doch was kann die Fettabsaugung überhaupt und sind Fettzellen dann tatsächlich dauerhaft entfernt? Wir haben mit dem Facharzt für Plastische und Ästhetische Medizin Dr. Mehmet Atila im PODCAST-INTERVIEW über den Ablauf, die Möglichkeiten, Chancen und Grenzen der Methode gesprochen.
Fett weg für immer dank Fettabsaugung – kann das funktionieren?
Die Liposuktion oder auch Fettabsaugung funktioniert bei jedem Menschen wunderbar, da die Fettzellen sich ab einem gewissen Alter nicht mehr verdoppeln können. Das heißt Fettpölsterchen, die man genetisch von den Eltern zugedacht bekommen hat, kann man wirklich bleibend mit Liposuktion loswerden.
Für welche Körperregion ist eine Fettabsaugung am besten geeignet?
Die Fettabsaugung kann man immer dort durchführen, wo man Fett „quetschen“ kann. Das bedeutet, dass sich zwischen Haut und Muskulatur wirklich auch Fettgewebe befindet. Unterhalb der Muskulatur können wir leider nichts erreichen, inneres Bauchfett kann man also durch eine Liposuktion nicht entfernen, aber alles, was über der Muskulatur sitzt, funktioniert gut – und zwar vom Kinn bis hin zum Knöchel. Man kann also Bauchfett loswerden, Reithosen und die Oberschenkelinnenseite optimieren genauso wie Hüfte, Taille, Oberarme und die Halsregion.
Liposuktionen werden seit mehr als 20 Jahren in der Ästhetischen Medizin durchgeführt. Wie hat sich die Technik verändert?
Die Liposuktion wird standardmäßig in Tumeszenz-Lokalanästhesie durchgeführt. Zu Beginn, Ende der 90er Jahre wurde noch mit starren Kanülen abgesaugt. Dann gab es eine riesige Optimierung zur sogenannten Vibrationskanüle Anfang 2000. Dadurch wurde die Fettabsaugung schonender. Außerdem hat man mehr Tumeszenz-Flüssigkeit verwendet, um das Gewebe zu schonen. Inzwischen verstehen wir auch die Anatomie des Fettgewebes immer besser. Es gibt innerhalb des Fettgewebes eine Art Fachwerkhaus-Struktur mit verschiedenen Ebenen und wir können dieses Fettgewebe wunderbar in allen dreidimensionalen Ebenen absaugen und damit ganz gezielt auch Verklebungen und Schrumpfungen der Haut an bestimmten Stellen erreichen. Zur Straffung des Gewebes setzten wir außerdem Laser ein.
Wie genau verläuft eine Liposuktion und wie lange dauert der Eingriff? Ist eine Anästhesie nötig?
Eine Liposuktion dauert rein in der Absaugphase je nach Regionen etwa
eineinhalb Stunden. Dennoch brauchen wir für die Vorbereitung der Tumeszenz-Lokalanästhesie etwas länger. Wir planen unsere Patienten in der Regel für vier Stunden ein. Zunächst einmal werden Vorher-Fotos gemacht. Dann wird in Ruhe angezeichnet, welche Zonen abgesaugt werden sollen und wie viel in der jeweiligen Zone gesaugt wird. Nach dieser Phase übernimmtdie Anästhesie. Der Eingriff wird zwar oft in Lokalanästhesie durchgeführt, aber die Anästhesie ist dabei und hilft, wenn es irgendwo Probleme gibt, der Puls oder der Blutdruck hochgehen. Die Absaugphase selbst dauert bis zu eineinhalb Stunden. Zum Abschluss legen unsere OP-Schwestern ein Mieder an unter dem man saugfähiges Material einlegt, weil die Tumeszenz-Lokalanästhesie im Anschluss an die OP in den Verband herausläuft.
Wo liegen die Chancen und wo die Grenzen der dauerhaften Körperformung?
Eine Körperformung mit Liposuktion ist immer eine proportionale Veränderung des Körpers. Sie ist nicht geeignet für Patienten, die diese als Diätersatz sehen. Eine Liposuktion kann unschöne Körperpölsterchen reduzieren und sie kann ein Lipödem mit krankhaftem Fettzellen auch deutlich verbessern und das dauerhaft, weil die abgesaugten Zellen nicht wieder kommen. Wer zu viele Kalorien zu sich nimmt, ist ungeeignet für eine Liposuktion, weil der Körper dann die Restfettzellen oder eben andere Fettzellen durch die zu viel aufgenommenen Kalorien dick werden läßt. Die Folge: es findet eine Umverteilung im Körper satt, und nicht wirklich eine Körperformung. Außerdem ist die Fettabsaugung ungeeignet um inneres Bauchfett zu entfernen, wie wir es vom klassischen prall aussehenden Männerbauch kennt. Dieses liegt nämlich um die Organe und kann dort nicht mit einer Absaugkanüle erreicht werden.
Fotos: Designed by wavebreakmedia_micro/Freepik und Anna Shvets/Pexels