Oberteile in Konfektionsgröße 38, Hosen ab Größe 42: Eine Fettabsaugung des Reithosenspecks ist für Frauen vom Birnentyp fast die einzige Möglichkeit, eine schlankere Silhouette zu bekommen. Andrea Böttger* ist den Weg 2008 gegangen. Was sagt sie heute?
Sport, Diäten, Spanx – die Kölnerin hat nichts ausgelassen, um gegen das in ihrer Familie typische breite Becken, Fettpolster an der Innenseite der Knie und die starke Cellulite vorzugehen. Vor acht Jahren kam dann der Entschluss, eine Hamburger Chirurgin zu konsultieren. Die Ärztin hielt den Eingriff für gut möglich und bot ihn zum Festpreis von 5000 Euro an. Andrea Böttger sagte zu. „Ich kam mittags in ihre Praxisklinik, hatte noch ein Gespräch mit dem Anästhesisten und wurde dann gleich operiert. Von der OP selbst weiß ich natürlich nichts mehr, eigentlich auch nichts von den Stunden danach.“ Noch im Dämmerschlaf zog sie die nach einer Liposuktion obligatorische Miederhose an. Die Ärztin erzählte, die OP sei gut verlaufen, sie sei sehr zufrieden. „Eine Nacht habe ich in der Praxis verbracht, eine Schwester hat mich bewacht.“ Die nächsten Tage hatte die PR-Frau sich freinehmen können, obwohl die Ärztin ihr zu zwei Wochen Urlaub geraten hatte.
Nach der Liposuktion: Blaues Wunder unter der Dusche
Wenn sie heute an die erste Zeit nach der OP denkt, fallen ihr vor allem Schmerzen ein. „Ich konnte nicht sitzen, nur im Liegen und Stehen taten die abgesaugten Partien weniger weh.“ Autofahrten einige Tage nach der OP ließen sich nicht vermeiden, und jedes Kuppeln und Gas geben war eine Tortur. „Man muss wirklich zwei Wochen Urlaub haben, meine Planung war einfach Murks.“ Als sie einige Tage nach der OP das erste Mal duschen durfte, erlebte sie ein blaues Wunder: „So ein gigantisches Hämatom habe ich noch nie gesehen. Meine Beine schillerten in grün-gelb-blau, es war wirklich gruselig.“ Der blaue Fleck war nicht nur groß, sondern auch standhaft. „Die Ärztin hatte prognostiziert, dass ich nach drei Wochen nichts mehr sehen würde – aber gedauert hat es eher fünf Wochen.“ Erst dann war auch das Gewebe so weit abgeschwollen, dass sich überhaupt das Resultat entdecken ließ. „Das war so toll! Zum ersten Mal in meinem Leben hab ich mich auf Fotos von mir gefreut. Meine erste Anschaffung war ein Wickelkleid, das hätte ich vorher gar nicht tragen können.“
„Würde ich immer wieder machen“
„Im darauffolgenden Jahr bin ich manchmal angesprochen worden, ich sähe ja toll aus, ich hätte aber ordentlich abgenommen. Mal hab ich die Wahrheit erzählt, mal nicht.“ Rückblickend sagt sie heute das, was so viele Beauty-OP-Patienten Jahre später bewegt: „Wieso habe ich das nicht früher getan? Wenn ich heute alte Schulfotos anschaue, sehe ich ein unglückliches Mädchen mit einem Taillenumfang von 60 Zentimetern. Ich war nicht dick, aber ich hatte diesen dicken Hintern, und den habe ich seit jeher gehasst.“ Mittlerweile, findet sie, gehört ihre neue Silhouette zu ihr. Auch langfristig sind keine Probleme aufgetreten. Und sie sieht auf der Straße immer wieder Frauen, denen sie am liebsten von ihrer Erfahrung erzählen möchte. „Es ist nicht fair, dass Frauen so sehr nach ihrem Körper bewertet werden, aber so ist es nun einmal. Wenn ich eine schlanke Frau sehe mit Reithosenspeck, die über die Straße huscht, so als wolle sie sich nicht gesehen werden, dann würde ich ihr schon gerne sagen: Du kannst etwas dagegen tun.“
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