Bin ich schön? Das ist die weibliche Gretchenfrage. Frauen und ihre Körper, das ist nicht selten eine Leidensgeschichte. Diäten, chirurgische Eingriffe und Essstörungen zeugen davon, wie unzufrieden viele mit ihrem Aussehen sind. Doch es geht noch weiter: Die meisten Frauen nehmen ihr Geschlechtsorgan, und damit ihre Intime Zone überhaupt, als unschön wahr – mit fatalen Folgen für das weibliche Selbstbewusstsein. Doch eine neue Radiofrequenztherapie soll sanfte Abhilfe bei ästhetischen und gesundheitlichen Problemen schaffen.
Mea vulva, mea vulva, mea maxima vulva – in Lars von Triers Skandalfilm Nymphomaniac betet eine Gruppe junger, sexaffiner Frauen ihre Scham an. Doch im echten Leben ist dies bei weitem nicht so. Die Künstlerin Layla Martin hat ein bewegendes Video ins Netz gestellt. Darin zu sehen: Die Reaktionen von Frauen auf eine Großaufnahme ihrer Vulva. Und diese ist meist buchstäblich beschämend.
„Unbehaglich“ und „verletzlich“ fühlen sich die Frauen während des Fotoshootings. Es wird klar: Die wahre Problemzone der Frauen ist die Scheide. Beim Betrachten der Bilder äußern sich die Frauen äußerst emotional. Eine sagt, ihre Vulva sei nicht so hässlich wie gedacht; eine andere erschrickt über die Falten, denn aus Pornos kenne sie nur perfekte Intimzonen; und eine erklärt, es handle sich um einen Teil von ihr, den sie aus ihrem Bewusstsein verdränge. Dabei kommen ihr die Tränen.
Ganz anders jedoch reagieren die Partner darauf: Die Vulva ihrer Freundinnen finden die Männer „süß“, „schön“, „wie ein Gemälde“. Wie erklärt sich dieser Wahrnehmungsunterschied?
Fokus der Lust
Einen Ansatz liefert Dr. Frank Schneider-Affeld. So sagt der Gynäkologe und Spezialist für Intimchirurgie, dass die Vulva für Männer ein „Fokus der Lust“ und dadurch positiv besetzt sei. Frauen gingen mit sich selbst härter ins Gericht, was auch gesellschaftliche Gründe hat. „Männern wird generell mehr zugebilligt, Falten machen sie interessant, wohingegen optische Mäkel oder Alterserscheinungen generell bei Frauen negativ gewertet werden.“ Nicht zuletzt trage auch der Trend zur Enthaarung dazu bei, dass „unbekanntes Land sichtbar wird“. Dies bestätigt auch Dr. Darius Alamouti: „Frauen sind sehr kritisch mit sich, Männern sehen vieles gelassener.“ Nicht zuletzt sorge der verliebte Blick auf den Partner dafür, dass man über Mäkel hinwegsieht.
Während Schönheitsoperationen oberhalb der Gürtellinie inzwischen weitestgehend gesellschaftlich legitimiert sind, ist sich Dr. Schneider-Affeld sicher: „Die Vulva ist eines der letzten Tabuthemen.“ Doch gerade darüber – und das zeigt nicht zuletzt das Video von Layla Martin – gibt es enormen Gesprächsbedarf.
Immer mehr Frauen wagen inzwischen den Schritt zur Intimchirurgie, wenn sie „untenrum“ unzufrieden sind. Und sie tun dies weniger für ihren Partner als vielmehr für sich. „Frauen wollen immer schön sein, egal wo“, sagt Dr. Alamouti. Gerade im Intimbereich sind sie aber auf Experten angewiesen, denn dort haben die Frauen selbst keine Einflussmöglichkeiten.
Ein letztes Tabuthema
Leider gibt es einige Gründe, warum Frauen unzufrieden mit ihrem Geschlechtsorgan sind. „Insbesondere die Geburt ist ein Superstressfaktor“, erklärt Dr. Schneider-Affeld. Durch die Schwangerschaft weiche das Gewebe auf, alles werde lockerer. Für sexuelles Lustempfinden sei aber Reibung und damit eine gewisse Enge notwendig. Das bestätigt auch die Dermatologin Dr. Sonja Sattler von der Rosenpark Klinik. „Nach der Geburt fühlen sich manche Frauen zu weit und beinahe wie ausgeleiert, was einen enormen Leidensdruck verursachen kann.“
Für alle, die einen operativen Eingriff scheuen, jedoch ihre Vulva straffen wollen, gibt es nun eine neue Radiofrequenz-Therapie namens Thermi-Va. Im Vordergrund steht nicht nur eine ästhetische Optimierung der Scheide, sondern auch der gesundheitliche Aspekt. Thermi-Va soll bei Belastungsinkontinenz, Scheidentrockenheit und altersbedingten Veränderungen des Genitals helfen, denn oft reichen klassische Übungen zur Stärkung des Beckenbodens nicht aus. Thermi-Va soll damit die Lücke zwischen solchen konservativen Maßnahmen und invasiver Chirurgie schließen. Wie das geht?
Hilfe in der Menopause
Mithilfe von Radiofrequenzwellen und einem Plastikapplikator wird 30-45 Minuten lang der innere und äußere Intimbereich bis zu 43 Grad erwärmt, so dass sich die unter der Schleimhaut liegenden Gewebeschichten zusammenziehen. Sowohl die Wärme als auch die Radiofrequenz aktivieren die Kollagenproduktion. Die Gewebestraffung wird optimiert, die Scheide besser mit Feuchtigkeit versorgt. Optimal sind zwei bis drei Anwendungen im Abstand von einem Monat. KOSTEN pro Sitzung cirka 800 Euro, das ERGEBNIS soll ein bis zwei Jahre halten.
„Ganz besonders erfolgreich setzte ich das Radiofrequenz-Gerät bei Frauen in der Postmenopause ein. Hier besteht noch viel Aufklärungsbedarf, denn viele Frauen wissen bei einer ausgeprägten Scheidentrockenheit gar nicht, was sie tun sollen“, so die Dermatologin. Den besonderen Benefit des Geräts sieht sie in der sehr individuellen Anwendungsmöglichkeit.
Auch Dr. Schneider-Affeld ist vom Ergebnis überzeugt: In einer aktuellen Studie untersucht er den Scheidendruck vor und nach der Behandlung, der durch Thermi-Va messbar höher wird. „Jeder möchte im Intimbereich ein Glücksempfinden haben und das kann mit Thermi-Va einfach und effektiv hergestellt werden“, so der Arzt. Dr. Alamouti zieht ebenso positive Bilanz: „Man sieht einen Soforteffekt, das Ergebnis ist extrem – dass es so einfach geht, hätten wir uns nicht vorgestellt.“
Text: Dr. Daniela Otto