Krimiautorin Sabine Vöhringer verrät, warum gerade jetzt Lesen so wichtig ist. Und warum ein Krimi nicht nur für eine ideale Abwechslung, sondern auch für Entspannung sorgt.
Gerade in bewegten Zeiten wie jetzt (#corona) tut es unglaublich gut, in eine andere Welt einzutauchen. Dem ein oder anderen mag das mit einem Fachbuch gelingen. Für mich sind Krimis Entspannung pur – ein Abenteuer in körperlicher Schonhaltung…
Je spannender das Geschehen, desto gebannter bin ich dabei. Vergesse alles um mich herum – ähnlich wie auf einer schwarzen Piste im Winter beim Skifahren. Ich bin hochkonzentriert, möchte sicher am Ziel ankommen. Während ich atemlos durch die Geschichte rase, entwirft mein Gehirn fortwährend Varianten, um einen sinnvollen Zusammenhang herzustellen. Je aktiver die Gehirnwindungen arbeiten, desto entspannter fühle ich mich. Mimik und Gesichtsmuskulatur glätten sich. Ähnlich wie beim Yoga. Woher kommt das?
Entspannung durch den inneren Dialog
Man schreibt der rechten und linken Gehirnhälfte unterschiedliche Funktionen zu. Während sich die eine den naturwissenschaftlichen und logischen Zusammenhängen zuwendet, ist die andere auf den kreativen, sprachlichen und emotionalen Bereich spezialisiert. Der Krimi ist das ideale Genre, um beides zu verbinden. Logik, Kombinatorik, Kreativität, Sprache und Emotion.
Der innere Dialog läuft auf Hochtouren, beide Gehirnhälften sind gefordert, stehen unter Spannung. Die eine Hälfte analysiert und konstruiert, sucht nach Motiv und Tathergang, vergleicht Alibis und Aussagen. Die andere lässt sich von der Sprache und dem Gefühl davontragen, leidet mit den handelnden Personen, die mehr und mehr ans Herz wachsen, und sehnt sich danach, dass die Gerechtigkeit wiederhergestellt wird.
Tiefe Zufriedenheit
Je mehr ich mich auf der »richtigen Spur« befinde, meine Logik und Kombinatorik mir hilft, den Täter zu entlarven und je sympathischer mir die Personen sind, desto zufriedener und ausgeglichener bin ich bei und nach der Lektüre – Entspannung pur.
Dass es mir nicht alleine so geht, ist an der hohen Beliebtheit und der emotionalen Diskussion zu spüren, die Krimis auslösen. Wir nehmen einen Krimi mit einer gewissen Erwartungshaltung zur Hand und das ist gut so. Denn nur so erfüllt ein Buch das Versprechen zu einem Abenteuer in körperlicher Schonhaltung. Ein Abenteuer, bei dem wir uns eine Decke holen können, wenn uns kalt wird. Und bei dem unsere Mundwinkel nach oben zeigen, während der Held schwitzend um sein Leben kämpft.
Text: Sabine Vöhringer, Aufmacherfoto: Nathan Dunalo, Foto: Ralf Langejürgen
»Karl Valentin ist tot« von Sabine Vöhringer
Der dritte Fall für Kommissar Tom Perlinger
Karl Valentin (1882-1948) zählt zu den einflussreichsten Humoristen des 20. Jahrhunderts. Sprachwitz und eine lange, hagere Gestalt gelten bis heute als sein Markenzeichen und führten ihn weit über Deutschland hinaus zum Erfolg. Der Volksheld ist noch heute vielerorts präsent. In München setzen ihm Straßenschilder, ein Museum sowie der legendäre Brunnen am Viktualienmarkt ein Denkmal. Das greift Sabine Vöhringer in ihrem neuen Krimi »Karl Valentin ist tot« auf. Darin wird das Karl-Valentin-Gymnasium in der Altstadt zum Schauplatz eines schicksalhaften Brandanschlags. Bereits ein Jahr zuvor kam die Schule durch den vermeintlichen Suizid eines Schülers in die Schlagzeilen. Der Tote durfte sein Talent als Karl Valentin nicht ausleben. Tom Perlinger und das Team des K12 sehen darin einen Zusammenhang und beginnen mit den Ermittlungen. Gekonnt bettet die Autorin Motive Karl Valentins in einen modernen und raffiniert konstruierten Krimi über die Schattenseiten eines Schulalltags ein, der von übersteigertem Leistungsdruck geprägt ist und kaum Raum für Kreativität und freie Entfaltung lässt. Zudem kommt auch das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz.
Die Autorin
In Frankfurt geboren wuchs Sabine Vöhringer bei Karlsruhe auf, lebte in Südfrankreich und studierte in Pforzheim. Als Diplom-Designerin zog es sie in ihre Traumstadt München, wo die vielseitige Unternehmerin seit vielen Jahren mit ihrer Familie lebt. Ausschlaggebend für ihre Krimi-Reihe rund um Hauptkommissar Tom Perlinger ist ihr Faible für die bayerische Lebensart. Ihre Krimis mit historischem Bezug und einem klaren Blick für das universell Menschliche spielen an markanten Plätzen der Altstadt. Die ersten beiden Fälle der Reihe »Die Montez-Juwelen« und »Das Ludwig Thoma Komplott« begeisterten Leser und Presse deutschlandweit auf Anhieb. Die Krimis sind auch als Hörbuch erhältlich – »Das Ludwig Thoma Komplott« wurde Hörbuch des Jahres 2018. www.sabine-voehringer.com